"Gertrude Bell – Autorin, Archäologin, Agentin"

© Bell (Gertrude) Archive, Newcastle University Library
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Vortrag von Dr. Claudia Braun,
Archäologin, Universität Mannheim

Die aus einer wohlhabenden englischen Familie stammende Gertrude Bell (1868-1926) zählt zu den einflussreichsten Persönlichkeiten in der Geschichte des Nahen Ostens. Sie wird dort als „Mutter des Irak“ bezeichnet, weil sie 1921 an der Gründung dieses neuen Staates maßgeblich beteiligt ist. Zuvor hat sie sich allerdings auf mehreren anderen Gebieten einen Namen gemacht. 

Nach dem Studium der Neueren Geschichte in Oxford, wo sie 1888 als erste Frau und mit Auszeichnung die mündlichen Prüfungen absolviert, erregt Gertrude Bell erstmals 1897 öffentliches Aufsehen, als sie eine Übersetzung der Gedichte des persischen Sufi-Poeten Hafiz aus dem 14. Jahrhundert publiziert. In den Jahren 1899 bis 1904, als sie mehrere Erstbesteigungen in den Schweizer Alpen unternimmt, mehrt sich ihr Ruhm. Vor allem wird sie auch als Reiseschriftstellerin bekannt und gewürdigt. Beginnend mit einem Buch über ihre Erlebnisse in Persien 1893, wird sie in den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts mehrere Werke über ihre Studienreisen in den Nahen Osten veröffentlichen.

Aufgrund ihrer umfangreichen Kenntnisse über den arabischen Raum wird Gertrude Bell als Mitarbeiterin des britischen Militärgeheimdienstes angeworben, wo sie auch mit Thomas E. Lawrence zusammenarbeitet. Ab 1917 übernimmt sie Aufgaben in der englischen Mandatsverwaltung von Mesopotamien und unterstützt 1921 die Ernennung und Inthronisierung des neuen Königs Faisal im seither als Irak bezeichneten Land.

Gertrude Bell gehört daneben aber auch zu den Pionierinnen der Archäologie im Nahen Osten. Sie macht auf ihren Studienreisen bedeutende Entdeckungen und ist eine der Vorreiterinnen auf dem Gebiet der dokumentarischen Fotografie, wovon über 6.000 erhaltene Aufnahmen Zeugnis ablegen. Ihre archäologischen Publikationen zählen teilweise noch heute zu den Standardwerken für frühchristliche und frühislamische Architektur. 

Ab 1922 baut Gertrude Bell im Auftrag der irakischen Regierung das Nationalmuseum in Bagdad auf und erarbeitet ein wegweisendes Gesetz zur Aufteilung der archäologischen Funde zwischen dem Herkunftsland und den ausländischen Grabungsteams. Gleichzeitig sorgt sie dafür, dass Grabungen modernen Methoden und wissenschaftlichen Standards folgen. 

Der Vortrag geht daher insbesondere auf Gertrude Bells Verdienste um die Archäologie ein.

Die Veranstaltung ist eine Kooperation zwischen dem Stiftsbund und dem Landratsamt Ostalbkreis.

Eintritt frei

 


Termin: 07. Oktober 2023, 19:00 Uhr
Veranstaltungsort: Limestor Dalkingen

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